Linz, 9. April 2014

Ziviltechnikerkammer kritisiert Rückschritt im sozialen Wohnbau

Der von Landesrat Haimbuchner vorgestellte „Standardausstattungskatalog“ für den sozialen Wohnbau, sorgt bei den heimischen ArchitektInnen für Entsetzen. Einheitliche Baukörper, unbehandelte Kellerwände, mäßige Begrünung sind nur einige Punkte die für einen Rückschritt in der Planung des sozialen Wohnbaus sorgen. Die Leidtragenden dieses neuen Regelkorsetts sind die BewohnerInnen.
Kostenregulierung in Sachen Wohnbau, für erschwinglichere bzw. konstante Mietpreise ja, aber nicht zum Leidwesen der Wohnqualität. So lautet der klare Standpunkt der heimischen ArchitektInnen zum von Landesrat Haimbuchner vorgestellten „Standardausstattungskatalog“ für den sozialen Wohnbau. Mit 32 Pflichtvorgaben und zwölf Empfehlungen ist künftig dem Gestaltungsspielraum ein jähes Ende gesetzt. „Diese Entwicklung ist überaus problematisch und steuert gegen jede Qualität und Entwicklung in der Architektur. Auch die Möglichkeit auf bereits gebautes Umfeld zu reagieren ist somit in Zukunft nicht mehr gegeben. Wird es insofern in kleineren Orten mit niedriger Bebauung keinen geförderten Wohnbau mehr geben, da jeder Bau mindestens dreigeschossig errichtet werden muss?“, so Sektionsvorsitzende der ArchitektInnen Bettina Brunner.

Einfache Grundrisse, Standardmöbel, kleine Kellerräumlichkeiten in Beton ohne Anstrich, billige Materialen und praktisch keine Begrünung sind lediglich ein paar Auszüge die laut, dem ab 2015 gültigen, „Standardausstattungskatalog“ berücksichtigt werden müssen. Vorgaben die einen Aufschrei unter den heimischen ArchitektInnen ausgelöst haben: „Hier leidet nicht nur die Qualität der Wohnanlage selbst, sondern vor allem auch die Wohnqualität der MieterInnen. Sozialer Wohnbau soll Lebensraum, nicht bloßen Unterschlupf schaffen.“

Die Materialien welche in Zukunft vorwiegend verwendet werden sollen, werden unter dem Deckmantel „Nachhaltigkeit“ präsentiert, konkret geht es hier um Materialien wie Beton und Kunststoffprodukten in allen Facetten. Verzichtet werden soll laut Ausstattungskatalog auf Holz, sowie übermäßige Glas- und Grünflächen, die Wege in den Freibereichen müssen asphaltiert werden. Ob dies dem Anrecht der Bewohner auf angemessene Gestaltung und wohnliche Atmosphäre entspricht bleibt mehr als fraglich. Die Sektionsvorsitzende der ArchitektInnen Bettina Brunner gibt einen weiteren wichtigen Aspekt zu bedenken: „Diese Vorgaben bergen die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen sozialem Wohnbau und frei finanziertem Wohnbau immer mehr verstärkt, was zu einer Art Ghettobildung führen kann. Diesem Gefahrenpotential muss unbedingt entgegen gewirkt werden.“

Es stellt sich die Frage ob es bei diesem radikalen Versuch zur Kostensenkung im sozialen Wohnbau wirklich um kostengünstige Wohnmöglichkeiten geht, oder dies mangels Ideen als Rückschritt zu einheitlichen Plattenbauten ohne jegliche Lebensqualität zu sehen ist. Individualität, Qualität und Entwicklung wird künftig ein Riegel vorgeschoben.

Rückfragen
Michaela Stadler
Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Oberösterreich und Salzburg
Tel.: 0732/73 83 94 
Mail: m.stadler@arching-zt.at