Renommierte Ausstellung Bauherrenpreis 2016 kommt nach Salzburg

Preisträger "bilding" Kunst und Architekturschule in Innsbruck
Preisträger "bilding" Kunst und Architekturschule in Innsbruck. Foto: Günter Wett
Preisträger Ingrid-Leodolter-Haus in Wien
Preisträger Ingrid-Leodolter-Haus in Wien. Foto: Andreas Buchberger
Preisträger KAMP Firmengebäude in Theresienfeld
Preisträger KAMP Firmengebäude in Theresienfeld. Foto: Matthias Raiger

Der Bauherrenpreis wird seit 1967 jährlich von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs vergeben und würdigt Bauvorhaben, welche in der Ausführung, der architektonischen Gestalt, dem
gesellschaftlichen Engagement und ihrem innovativen Charakter als vorbildlich zu bezeichnen sind. Die preisgekrönten Projekte sind außergewöhnliche Lösungen, die auf Grund intensiven Engagements und gelungener Kooperation von Bauherren und Architekten zustande gekommen sind. Hinter jedem realisierten Projekt steht nicht nur ein Architekt, sondern auch ein Bauherr. Die hochkarätige internationale Jury des Bauherrenpreises beurteilt in einem zweistufigen Verfahren primär nicht Bauwerke, sondern vielmehr Prozesse und Resultate einer vielschichtigen und oft herausfordernden Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherrn. Der Preis würdigt dieses Engagement.

Im Fokus der Ausstellung stehen die sechs aus Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien
stammenden Preisträger:

  • „bilding“ Kunst- und Architekturschule, Innsbruck / Tirol
  • Anton Bruckner Privatuniversität, Linz / Oberösterreich
  • Schul- und Kulturzentrum, Feldkirchen an der Donau / Oberösterreich
  • KAMP Firmengebäude, Theresienfeld / Niederösterreich
  • Neunerhaus Hagenmüllergasse, Wien
  • Ingrid-Leodolter-Haus, Pflegewohnhaus Rudolfsheim, Wien

Pläne und Fotos veranschaulichen die Arbeitsweise der Architekturschaffenden und präsentieren die
ausgezeichneten Resultate. Die Arbeiten kommen u.a. aus den Bereichen Bildung, Wohnen oder Soziales
und bestechen durch innovative Ansätze, außergewöhnliche Gestaltung und ebensolche architektonische Ausführung – ganz im Sinne der ursprünglichen Idee dieser prestigeträchtigsten und ältesten Architekturauszeichnung Österreichs.

 

Preisträger 2016 im Detail

„bilding“ Kunst- und Architekturschule, Innsbruck / Tirol
Bauherrin: „bilding“ Kunst- und Architekturschule, Monika Abendstein
Architektur & Freiraumplanung: Studierende des ./studio3 – Institut für experimentelle Architektur, Universität Innsbruck

Am Rand des Rapoldiparks überrascht ein weißer Pavillon, der an berühmte Vorbilder von Zaha Hadid oder
Delugan Meissl erinnert. Die freie Kunst- und Architekturschule besticht durch eine frei gestaltete, höchst
inspirierende Raumlandschaft – helle und kommunikative Räume stehen für Malerei, Bildhauerei, Architektur
und die Arbeit mit neuen Medien zur Verfügung. Schräge und kippende Wände aus Sperrholzbrettern
sowie abgestufte Böden, aber auch die Fassade aus weißer Kunststoffmembran, viel Glas, die Einbauten
und Möbel, die ebenfalls aus rohem Sperrholz gefertigt wurden, verleihen dem Gebäude sein Charisma.
Begonnen hat alles mit einem studentischen Wettbewerb und einer Bachelorarbeit, es folgten unentgeltlich
tätige Fachplaner. Auch dank des unermüdlichen Engagements der Schulleiterin, die es sich zur Aufgabe
gemacht hat, für ihre Institution das passende Gebäude entstehen zu lassen, bietet „bilding“ nicht
nur inspirierende Räume für die kunstpädagogische Arbeit, sondern bringt mit seinem experimentellen
Charakter auch den kreativen Geist des Ortes architektonisch zum Ausdruck.

 

Anton Bruckner Privatuniversität, Linz / Oberösterreich
Bauherr: BEG Bruckner-Universität Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH, Linz – Pia Goldmann, Gerhard
Burgstaller, Richard Deinhammer
Architektur: ARCHITEKTURBÜRO 1 ZT GmbH, Linz
Freiraumplanung: ARCHITEKTURBÜRO 1 ZT GmbH / el:ch Landschaftsarchitekten, München

Die Wände schwingen, kippen und scheinen zu tanzen – vertikale, weiße Lamellen umspielen das Volumen
und lassen die Horizontalteilung der Geschosse verschwinden. Die Form präsentiert sich baukünstlerisch
wie städtebaulich durchdacht. Der mit Kunstwerken akzentuierte Park ist in der räumlichen Gesamtkomposition
fest verankert. Das Restaurant mit seinem Gastgarten öffnet sich zum Park hin und eine große
Freitreppe auf halber Gebäudehöhe lädt zum Verweilen ein. Fließender Raum findet sich auch im Inneren:
Die Treppenhalle mit Galerie, Wandelgängen und vielfältigen Blickbeziehungen nach innen und außen, ist
ein gebäudehoher lichtdurchfluteter Bewegungs- und Kommunikationsraum zugleich. Ein großer Musiksaal
sowie viele weitere kleine Säle und Studios beleben das Erdgeschoss. Bemerkenswert bei diesem Bau ist
auch die Verzahnung architektonischer Besonderheiten und technischer Funktionalität: Die organischen
Formen sowie das Lamellenmotiv übernehmen mitunter Aufgaben der Schallregelung, zusätzliche akustische
Maßnahmen konnten vermieden werden. Der Wille zur Qualität ist deutlich spürbar, ebenso wie die
Bereitschaft zu bautechnischen und gestalterischen Risiken und Experimenten.


Schul- und Kulturzentrum, Feldkirchen an der Donau / Oberösterreich
Bauherr: Gemeinde Feldkirchen an der Donau – Bürgermeister
Franz Allerstorfer, Amtsleiterin Elisabeth Fleischanderl, Amtsleiter Werner Wakolbinger
Architektur & Freiraumplanung: fasch&fuchs.architekten, Wien

In mehreren Bauphasen entstand ein inhaltlich sowie baulich symbiotisches Schul- und Kulturzentrum, das
mit einem großen Reichtum an Räumlichkeiten, Details, Farben und Materialien aufwartet. Viele innovative
Ideen flossen in die Möblierung ein, die geschickt mit der Beschränkung der Nutzflächen umgeht. Der
Raum ist transparent und lichtdurchflutet, die Atmosphäre inspirierend und ungezwungen. Auch das
pädagogische Konzept des offenen Lernens in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen wurde durch die
Mehrfachnutzung der Räume, die Flexibilität der Raumbelegung und die gemeinsame Nutzung der zentralen
Halle durch die beiden Schulen architektonisch vorbildlich umgesetzt. Nicht zuletzt präsentiert sich
die Schulanlage dank der klugen Konzeption, der Vernetzung der Räume und der Kooperationsbereitschaft
aller Beteiligten auch als ganztägig belebtes kulturelles Zentrum für den gesamten Ort.


KAMP Firmengebäude, Theresienfeld / Niederösterreich
Bauherr: Josef Kampichler GmbH, Wiener Neustadt
Architektur: gerner°gerner plus, architekten, gerner und partner zt gmbh, Wien

Das KAMP Firmengebäude am Rand Theresienfelds bietet minimalistische Betonbaukunst im Stile des
japanischen Stararchitekten Tadao Ando. Der Bauherr übernahm zunächst zwei bestehende Gewerbehallen,
erweiterte und ergänzte diese und entwickelte – in engem Dialog mit den Architekten – die
Firmenzentrale für seinen Steinmetz- und Natursteinhandelsbetrieb. Aber damit nicht genug: Die Anlage
wurde zu einem Gewerbepark mit Mieteinheiten für weitere Firmen ausgebaut. Auf Basis herkömmlicher
Betonfertigteilhallen entstand ein 180 Meter langer Industriebau mit präzise gesetzten Öffnungen und
Fassadenflächen aus dunklem Holz. Abgestimmt auf die Anforderungen der Mieter wurden Büros sowie
direkt von den Hallen aus zugängliche Meisterkabinen, Sanitärräume und Garderoben eingerichtet. So ist
sichergestellt, dass auch die einzelnen Mieteinheiten hohen architektonischen Anforderungen gerecht
werden. Eine Besonderheit bilden fünf minimalistische Betonkuben, die Platz für gedeckte Lagerflächen
bieten und so unaufgeräumte Betriebshöfe und Lagerflächen ersetzen.


Neunerhaus Hagenmüllergasse, Wien
Bauherr: WBV-GPA – Michael Gehbauer, Neunerhaus – Markus Reiter
Architektur: pool Architektur ZT GmbH, Wien
Freiraumplanung: Rajek Barosch, Wien

Dass man Sozialarbeit auch „bauen“ und durch architektonische Konzeption Obdachlosen ein
selbstbestimmtes, menschenwürdiges und betreutes Wohnen ermöglichen kann – davon kann man sich
in beeindruckender Weise im „Neunerhaus“ im dritten Wiener Bezirk überzeugen. Es beginnt bei den
differenzierten Fassaden zu den Straßen hin und im Hof, die Individualität der einzelnen Wohneinheiten
signalisieren – sodass sich ihre Bewohner nicht „verwahrt“ fühlen. Auch auf ein Treppenhaus im herkömmlichen Stil hat man verzichtet. Stattdessen verbindet ein sich quer durchs Haus schlängelnder Weg 79 Wohneinheiten auf sieben Etagen miteinander. Das räumlich komplexe Erschließungssystem ermöglicht
nicht ans Wohnen gewöhnten Menschen halbprivate und zwanglos kommunikative Eingangssituationen zu
den einfachen, aber ausreichend dimensionierten Appartements. Der enge Hof ermöglicht den Aufenthalt
im Freien, er wurde als Zugang zur Cafeteria räumlich geschickt miteinbezogen und begrünt.


Ingrid-Leodolter-Haus, Pflegewohnhaus Rudolfsheim, Wien

Bauherr: GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bau AG Wien – Paul Steurer, KAV – Wiener Krankenanstaltenverbund
Architektur: wimmerundpartner architektur, wup ZT GmbH Wien
Freiraumplanung: EGKK Landschaftsarchitektur

Das Ingrid-Leodolter-Haus ist das jüngste und zugleich größte der acht Pflegewohnhäuser des Wiener
Krankenanstaltenverbunds. Drei frei geformte, unterschiedlich gestaltete und bepflanzte Lichthöfe bieten
im Inneren der Anlage ruhige Aufenthaltsbereiche sowie mannigfache Sichtverbindungen und Durchblicke.
Ein weiterer Hof dient als geschützte Vorfahrt sowie Schnittstelle zwischen Pflegeheim und Außenwelt.
Die Bewohnerzimmer liegen an den Außenfassaden, die vorgelagerte Loggienzone stellt Bezüge zur Stadt
her. Innen finden sich attraktive, individuell gestaltbare Verweilplätze vor den Wohneinheiten. Sie
grenzen an die Erschließungszone, die als freier Raumfluss die Innenhöfe umspielt und den Bewohnern
Flaniermöglichkeiten bietet, ohne dass sie den Gebäudekomplex verlassen müssen. Entlang der Straßen
sorgen weit auskragende Erker für freien Ausblick, sogar bis hin zum Stephansdom. Dank des offenen
Bewegungs- und Aufenthaltsraums konnte auf die üblichen Flure verzichtet werden. Stattdessen entstand
im Pflegewohnhaus Rudolfsheim ein Lebensraum, der den Bewohnern je nach Wunsch Rückzug oder
Teilhabe am sozialen Austausch ermöglicht.


Honorarfreie Verwendung der Fotos bei Nennung des Copyrights.

Rückfragen 
Mag. Adriana Falger
Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten
für Oberösterreich und Salzburg 
Tel.: 0662/87 23 83 - 12, Fax: 0662/87 23 83-4
Mail: a.falger@arching-zt.at