Salzburg, 22. Oktober 2021

Ernst Rainer, Martin Schürz, Josef Schwaiger, Franz Seidl, Ulrike Böker und Winfried Herbst beim Programmhighlight zur Ausstellung „Boden für Alle“
© Franz Neumayr
"Grundrecht auf Wohnen – Perspektive wechseln – weg von den „Oberen 10.000“ der Gesellschaft hin zur Bevölkerung mit niedrigen Einkommen" postulierte Martin Schürz in seinem Vortrag.
© Franz Neumayr
Uli Böker: "Zonenorientierte Leerstand-Analyse aufbereiten, Förder-Milliarde für städtebauliche Entwicklung schaffen"
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Konfliktzone Boden

Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung „Boden für Alle“ zeigt Mittel und Wege zu gelingender Bodenpolitik auf

 

Dialog ist immer gut. Problemfelder werden definiert, unterschiedliche Argumentationen vorgebracht, gemeinsame Lösungsansätze gesucht. So auch bei dem Programmhighlight Podiumsdiskussion mit namhaften Expert.innen im Rahmen der Ausstellung „Boden für Alle“ neulich in der Ziviltechnikerkammer Salzburg.

Wir Architekten bauen gerne, haben allerdings Konzepte, damit der Boden nicht verschwindet, stellte Kammer-Vizepräsident Franz Seidl gleich in seinen Begrüßungsworten fest. Sorgsamer Umgang mit der endlichen Ressource Boden liegt durchaus im Interesse des Berufsstandes der Ziviltechniker.innen und hat weitreichende Folgen für unser und das Leben künftiger Generationen, so Seidl weiter.

Der renommierte Vermögensforscher Martin Schürz gewährte in seinem Vortrag spannende Einblicke in die komplexe Problematik des Bodenbesitzes und seiner gesellschaftlichen Konnotationen und Gefühlszuschreibungen. Er fand klare Worte, was die Rolle der Politik in Bezug auf Ungleichheit der Bodenverteilung angeht: Vermögenssteuer an der Wurzel angehen, Erbschaftssteuer einführen.

Diskussionsstoff gab es in der anschließenden Podiumsrunde zu Genüge. Keynote Martin Schürz, Landesrat Josef Schwaiger, Landtagsabgeordnete der Grünen Ulrike Böker, Naturschutzbund-Chef Winfrid Herbst und Stadtentwickler Architekt Ernst Rainer sprachen über Umgang mit Flächenwidmungen, Weiterbauen angesichts des Klimawandels, steigende Wohnpreise, Zersiedelung, psychologische Aspekte des Wohnens (Traum von Einfamilienhaus) Energiewende, Umnutzungen, die Rolle der Gemeinden in der Bodenpolitik, bis hin zur Bedeutung und Qualität der nahen Naturräume sowie Schönheit der Lebensumgebung.

Mehrmals aufgegriffen wurde die Bedeutung der sogenannten „Null-Phase“ beim Planen. Das Verständnis um die Zusammenhänge in der Raumplanung und Baukultur ist in der Kommunalpolitik allzu oft gar nicht vorhanden. Hier besteht ein dringender Handlungs- und Investitionsbedarf, die Frage Was wollen wir? leitet den qualitativen Prozess überhaupt erst ein, in dieser entscheidenden Phase werden die Weichen für die Energie- und Raumplanung gestellt.

Am Ende des angeregten Meinungsaustausches wagten alle Podiumsgäste einen Blick in die nahe Zukunft. Auf die Frage des Moderators Stefan Veigl hin, wie sollte oder müsste eine nachhaltige Bodenpolitik aussehen, folgten prompte Antworten:

•    Zonenorientierte Leerstand-Analyse aufbereiten, Förder-Milliarde für städtebauliche Entwicklung schaffen (Böker)
•    In Phase Null massiv investieren, Bodenwertabgabe einführen (Rainer)
•    Mehr Partizipation der Bürger, Funktion der Böden in Mittelpunkt rücken (Herbst)
•    Mit dem Thema Raumordnung bereits in den Schulen anfangen, die Diskussion ohne erhobenen Zeigefinger führen (Schwaiger)
•    Grundrecht auf Wohnen – Perspektive wechseln – weg von den „Oberen 10.000“ der Gesellschaft hin zur Bevölkerung mit niedrigen Einkommen (Schürz)

Dialog ist immer gut, Worte ein guter Anfang. Ob konkrete Schritte zur Umsetzung eingeleitet werden, bleibt abzuwarten.

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Mag. Adriana Falger

Ziviltechnikerkammer Oberösterreich und Salzburg
Tel.: 0664 -222 9072
Mail: a.falger@arching-zt.at